Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>
<p>Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst</p>

Druckstöcke und Andrucke von Birgit Brandis ©griffelkunst

<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>
<p>Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst</p>

Ruth May beim Aufbau der Ausstellung im Kunstraum Seilerstraße, Herbst 2011 ©griffelkunst

<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Eine Radierung entsteht, Druckwerkstatt der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>

Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst

<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>

Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst

Roland Schappert

Projekt-Reihe 357./358. Wahl I./II. Quartal 2015

P 43
P 44

Heliogravüre und Radierung

P43
Ohne Titel (GLAUBST DU WAS DU GLAUBST), 2008/2015
95,0 x 67,5 cm

P44
Ohne Titel (TOO LATE / WAS NUN), 2014/2015
95,0 x 67,5 cm

Papierqualität: 340 g/qm Zerkall-Bütten
Hersteller: Kunst- und Radierwerkstatt W. Jesse, Inh. M. Jäger, Berlin

»Jeder Strich ist wie eine kleine Präsentation«

griffelkunst: Sowohl in deinen aktuellen Einzelblättern als auch in der Serie, die du 2011 für die griffelkunst entwickelt hast, ist Schrift von zentraler Bedeutung. Dabei machst du es dem Betrachter nicht immer leicht, diese auch zu entziffern. Welche Funktion erfüllt die Typographie für dich?

Roland Schappert: Typographie interessiert mich eher nicht. Aber Handschriftliches, das von einem Widerstand erfasst ist, vom Material blockiert oder von Emotionen und Energie geprägt oder verunstaltet. Es geht dabei auch um die Zeitlichkeit des Machens, den Prozess, und um die eigene Lebenszeit. Jeder Strich ist wie eine kleine Präsentation. Einige Strichführungen ergeben Zeichenartiges, produzieren Missverständnisse, andere Buchstaben oder Figuren. Im Zusammenspiel fügen und schichten sich die Porträtfragmente sowie die Wort- und Satzfetzen auf der Fläche und im Bildraum zu Bedeutungsebenen und erinnern mich an Photos und Gedanken oder an mehrdeutige Sätze, die ich mir zuvor vielleicht ausgedacht habe und nun auf der Bildfläche verändert wiederentdecke.

griffelkunst: Du verbindest in deiner Arbeit vielfältigste Techniken und Materialien miteinander, wobei der Tiefdruck ein wesentliches künstlerisches Medium für dich ist. Auch in deiner Edition kommen verschiedene Drucktechniken zusammen. Was für eine Rolle spielt die Technik für dich?

Roland Schappert: Ich habe zu meiner Anfangszeit als Künstler einige Jahre vor allem mit Photomalerei, Video und sogenannten Neuen Medien gearbeitet, bis ich für mich entdeckte, dass diese elenden Traditionen der Malerei, Zeichnung und der alten Drucktechniken wie Kaltnadel, Aquatinta und Heliogravüre gar nicht so schlimm sind, sondern vieles möglich und erfahrbar machen, was wir mit unseren heutigen Internet-Gewohnheiten uns erstmalig anzueignen glauben. Das bedeutet nicht, dass sich unsere Lese- und Sehgewohnheiten sowie Erfahrungsmöglichkeiten mit der Zeit und den fortschreitenden technischen Innovationen der Informationsgesellschaft nicht ändern würden, aber man kann das teilweise auch mit sehr traditionellen Mitteln spiegeln oder weitergehend reflektieren.

griffelkunst: Die Grundlage eines deiner beiden Einzelblätter bildet ein Schwarzweiß-Photo, was hat es damit auf sich?

Roland Schappert: Die Aufnahme entstand 2008 in Jerusalem auf einer Reise mit meinem Onkel und einem Freund. Dort stellte sich einmal mehr für mich die Frage: GLAUBST DU WAS DU GLAUBST?

griffelkunst: Das Frauenporträt auf dem anderen Blatt erinnert mich stark an Marlene Dietrich ... Was sind das für Köpfe, die in deinen Bildern auftauchen? Sind es Porträts oder eher Typen, auf die du verweist?

Roland Schappert: Mich interessieren Zuschreibungen von Porträts nicht weiter. Aber deren Ausdruck und die Frage nach der Zeit und der Wiederkehr. Wenn bei meinen Arbeiten bei einigen Betrachtern öfter mal Erinnerungen an die Zwanziger- bis Vierzigerjahre auftauchen, dann mag das Zufall sein oder mit einer Codierung zusammenhängen, die gerade diesen Zeitraum mit Eigenschaften wie Tempo, widersprüchlichen Veränderungen und versagenden Emanzipationen lesenswert erscheinen lässt.

Das Interview führte Dirk Dobke per E-Mail im Januar 2015.

C-Reihe, 343. Wahl, III. Quartal 2011

Radierungen

1. o. T. (LOVEEVOL), 2011
51,0 x 42,0 cm/25,0 x 20,0 cm

2. o. T. (WENN NICHTS MEHR INTERESSIERT / SY SISYPHOS BEIM ABSTIEG), 2011
42,0 x 55,0 cm/29,5 x 39,0 cm

3. o. T. (BETWEEN MOONLIGHT AND NEON…), 2009/2011
51,0 x 42,0 cm/25,0 x 14,5 cm

4. o. T. (NOBODY…), 2009/2011
51,0 x 42,0 cm/33,0 x 26,0 cm

5. o. T. (DANN LIEBER DEMOKRATISCHES…), 2009/2011
51,0 x 42,0 cm/20,0 x 15,0 cm

6. o. T. (YOU CAN TRUST ME…), 2008/2011
51,0 x 42,0 cm//25,0 x 20,5 cm

Papierqualität: 260 g Zerkallbütten
Drucker: Kunst- und Radierwerkstatt W. Jesse, Inh. M. Jäger, Berlin

BETWEEN MOONLIGHT AND NEON Roland Schappert und der Raum dazwischen

Roland Schappert ist ein Grenzgänger. Ob Öl- oder Materialbild auf Leinwand, Zinkblech oder Papier, ein von hinten zerkratzter Spiegel, eine bunt glasierte Keramik, eine Zeichnung auf Papier, eine Originalgraphik in Form eines Linolschnitts, eine Kaltnadelradierung mit oder ohne Aquatinta auf Büttenpapier, Leinwand oder sogar eine Kaltnadelätzung hinter Spiegel – Roland Schapperts Schaffen ist vielseitig. Im Mittelpunkt steht aber immer ein literarisches und zutiefst menschliches Interesse und dann erst die (Er-)Forschung der Wechselwirkung der gewählten Medien. Es gibt also keine bevorzugten Medien sowie keine Wert stiftende Differenzierung zwischen Gedankenwelt, Original und Druckgraphik.

Der tatsächliche oder gedankliche Raum zwischen den Werken ist mit einer geballten Kraft aus sowohl statischer wie auch dynamischer Energie geladen – erzeugt durch die geistigen Reibungen der unterschiedlichen Medien und Gedankengänge, die den jeweiligen Werken zugrunde liegen. Doch die Energie bleibt nicht auf der Oberfläche wie eine elektrostatische Aufladung, die beim Anfassen einen Schock erzeugt. Vielmehr wird sie in dynamische Energie umgewandelt und in den Raum hinein und auf die Betrachter
weitergeleitet. Dabei ist das Werk nur eine Prognose, eine Projektionsfläche für die Selbstwahrnehmung und -erkenntnis des Betrachters. Vielleicht ist das der Grund, warum Schappert immer wieder mit Spiegeln arbeitet – oder im Falle der Druckgraphik „BETWEEN MOONLIGHT AND NEON“ mit einer Art silbernen Glanzfolie. Von hinten zerkratzt oder mit Texten überschrieben, das Bild spiegelt den Betrachter wider. Doch er sieht sich selber im Bild nicht als Reflexion, sondern als Teil eines buchstäblich tiefgründigen Bildraumes, sein eigenes Gesicht überlagert mit auf den ersten Blick losgelösten Bildfragmenten und scheinbar wirren Wortkombinationen oder Satzfragmenten.

Wie ein hyper-intelligenter aber dennoch cooler visueller Discjockey legt er Figuren und Texte wie Samples auf, um eine Synthese von verschiedenen Motiven, Textfragmenten und Gedankengängen zu erzeugen. Wie Palimpseste werden die Bildelemente überlagert, ausradiert, weggekratzt und wieder freigelegt, um eine Art (De-)Collage von Bewusstseinsstrom-Aphorismen zu erzeugen. Die Texte sind häufig durch „falsche“ Silbentrennung schwer zu entziffern, wobei neue Bedeutungsebenen durch die Wortspiele freigelegt werden. Auf einem Blatt entdeckt man zum Beispiel Referenzen zum späten Picasso – der Künstler als geiler alter Bock. Doch in Schapperts Bild sehen wir eine lässige, fast zufällige Zusammenstellung von einem Kopf einer schönen jungen Frau inmitten einer Herde Steinböcke, wobei der Künstler nicht der Bock sondern lediglich ein unbeteiligter Beobachter (oder Voyeur?) ist, vertreten durch ein Photoporträt mit Nerd-Brille und Weinglas wie vom letzten Weinfest im Dorf. Darunter der Text „WENN NICHTS MEHR INTERESSIERT / SY SISYPHOS BEIM ABSTIEG“. Der Künstler als Loser? Keinesfalls! „YOU CAN TRUST ME“ steht auf einem anderen Blatt, wobei man unweigerlich daran erinnert wird, dass die eigenen Eltern stets davor gewarnt haben, jemandem zu trauen, der von sich selber meint, er wäre vertrauenswürdig. Soll man also dem Bild vertrauen? Lieber nicht, denn alle Werke von Schappert sind viel komplexer und sogar verworrener als sie ohnehin schon erscheinen. YOU CAN TRUST ME / I KISS ONLY SINGLES AND REMAIN WITH YOU

Gérard A. Goodrow

 

343 C1
343 C2
343 C3
343 C4
343 C5
343 C6

Roland Schappert

1965 geboren in Köln

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