Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>
<p>Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst</p>

Jenny Holzer Edition entsteht ©griffelkunst

<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>
<p>Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst</p>

Eröffnung der Ausstellung von Kai Schiemenz im Kunstraum Seilerstraße, Frühjahr 2012 ©griffelkunst

<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>
<p>Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst</p>

Drucker Detlef Jäger beim Auftragen der Farbe auf eine Radierplatte ©griffelkunst

Olaf Holzapfel

326 A1
326 A2
326 A3
326 A4
326 A5
326 A6

A-REIHE, 326. WAHL, II. QUARTAL 2007
Nakano Sakaue, 2007
drei bearbeitete Heliogravüren (1-3), drei Handoffsetdrucke (4-6)

1. KINO 56,5 x 45,5 cm / 41,0 x 30,5 cm
2. INSELN 56,5 x 45,5 cm / 41,0 x 30,5 cm
3. REIS 56,5 x 45,5 cm / 41,0 x 30,5 cm
4. NOVA 26,0 x 35,5 cm / 24,0 x 33,5 cm
5. ACE DENKEN 26,0 x 34,5 cm / 24,0 x 32,5 cm
6. OPEN 26,0 x 30,7 cm / 24,0 x 28,7 cm

Bearbeitete Heliogravüren
Papierqualität: Zerkalbütten 270 g
Drucker: Kunst- und Radierwerkstatt W. Jesse, Inh. D. u. M. Jäger, Berlin

Handoffsetdrucke
Papierqualität: Zanders Medley Pure 250 g
Drucker: Grafikwerkstatt Dresden

Wie bereits im Einzelblatt Nakano Sakaue, mit dem wir Olaf Holzapfel in der Herbstwahl 2006 vorgestellt haben, verarbeitet er auch in den folgenden Arbeiten der gleichnamigen Serie den tiefen Eindruck und die Überlegungen, die ein längerer Aufenthalt in Tokio bei ihm hinterlassen haben. Wenn er von Tokio erzählt, kommt er schnell auf die Gewohnheiten und das daraus abgeleitete Stadtgefüge zu sprechen: „Tokio ist keine Stadt, eher eine Megalopole, eine Methapher der modernen Welt, durch die man mit der S-Bahn 190 Sachen fährt und doch ist sie auch überall ein Dorf – eine dezentrierte Welt.“

Die Edition für die griffelkunst setzt sich zusammen aus drei bearbeiteten Heliogravüren und drei Handoffsetdrucken von Stadtansichten Tokios, die Olaf Holzapfel während seiner Reise aufgenommen hat. Die Bilder wurden im rein manuellen Offsetdruck hergestellt, welcher der Schnelligkeit des Druckens eine verlangsamte Technik entgegenhält und eine besondere Tiefe der Photographien bewirkt. Holzapfels Aufnahmen zeigen das Bild einer ständig wachsenden Stadt, die sich in alle Richtungen ausdehnt. In der Vertikalen ragen Wolkenkratzer in die Höhe, neben denen kleine Wohnhäuser stehen, während sich in der Horizontalen vielspurige Autobahnen, Bahnnetze und Fußgängerbrücken überschneiden. Besonders ins Auge fallen die vielen Schriftzüge, die sich mit der Architektur zu einem Geflecht aus Zeichen verdichten. Die drei Heliogravüren scheinen den Rhythmus, die Zeichenhaftigkeit und das Hell-und-Dunkel der Stadtansichten aufzunehmen und in die Abstraktion zu übersetzen. Gleichzeitig verweisen sie in ihrer Anmutung auf japanische Holzschnitte. Sie entstehen durch am Computer generierter Zeichnungen, die in Heliogravüren überführt und anschließend vom Künstler bearbeitet werden. Dadurch wird das Moment der Diskontinuität forciert, die Strukturen werden immer wieder durch Unregelmäßigkeiten wie eine hinzukommende Farbe oder ein ausgelassenes Feld unterbrochen. Architekturen, Zeichensysteme und Gewohnheiten überlagern und verdichten sich zur Topographie einer Stadt, die sich nicht durch herkömmliche Stadtpläne beschreiben lässt.
Die Auflösung eines eindeutigen Bild- und Bedeutungszentrums zu einer Gleichzeitigkeit von Strukturen ist charakteristisch für Holzapfels künstlerischen Ansatz. In seinen abstrakten Gemälden thematisiert und überwindet der Künstler die Zweidimensionalität der Malerei, indem er auf der Leinwand ein Über- und Nebeneinander von diskontinuierlichen Bildräumen schafft. Diese entwickelt er durch eine Simulation von Realität am Computer, die teilweise auf eine analog zeichneri- sche Konzeption zurückgeht und sich somit auf konkrete Wahrnehmung stützt. Auf diese Weise tritt trotz des hohen Maßes an Abstraktion ein erzählerischer Moment in Holzapfels Bildern auf. Er findet damit eine adäquate malerische Beschreibungsform für eine veränderte Wahrnehmung der Wirklichkeit, die sich nicht mehr länger in der zeitlichen Abfolge, sondern vielmehr durch Raummodelle beschreiben lässt. Seine Bilder und Installationen folgen nicht mehr perspektivischen Vorgaben, sondern sie zeichnen sich durch eine Gleichwertigkeit von Zentren aus, wie sie auch in einer Großstadt wie Tokio wahrzunehmen ist.

E 425 Nakano Sakaue, 2006
Kombinationsdruck 51,5 x 43,5 cm / 36,0 x 33,0 cm
Papierqualität: Kupferdruckbütten 250 g/qm
Drucker: Druckatelier Margull, Berlin

Olaf Holzapfel hat an der Dresdner Akademie studiert und lebt in Dresden und Berlin. Mit dem Kombinationsdruck Nakano Sakaue möchten wir ihn vorab vorstellen und Vorfreude wecken auf seine mehrteilige Serie, die für das Frühjahr 2007 geplant ist.
Die von zwei Platten gedruckte Arbeit besteht aus einer Photogravüre, die von einer computergenerierten Vorlage erstellt wurde, und einer Kaltnadel-Radierung. Das nahezu quadratische Motiv der Photogravüre hat Olaf Holzapfel als Vektorgraphik angelegt, das heißt, Flächen und Zeichnungen sind direkt am Computer entstanden und nicht durch das Einscannen von vorhandenem Bildmaterial. Es verfügt über ein mal mehr, mal weniger deutlich erkennbares, vertikales Raster und eine kleinteilige horizontale Struktur, die die senkrechten „Tabellezellen“ immer wieder durchbricht und Verbindungen schafft. Partien mit extrem feiner Lineatur stehen neben verschwommenen Bereichen, ohne dass die grundsätzliche Geometrie der Komposition gestört wird. Ebenso präsent wie die ordnende Eigenschaft des vertikalen Rasters ist die Ästhetik von etwas Vegetativem, Lebendigem, dem Blick auf eine mit hoher Geschwindigkeit durchquerte Landschaft vergleichbar. Die sehr reduziert gesetzte Kaltnadel auf der zweiten Platte betont die vorhandenen Unregelmäßigkeiten und fügt der ansonsten glatten Oberfläche subtile Unebenheiten hinzu.
Computer machen Fehler, auch wenn man mit den Möglichkeiten des Rechners Perfektion und Rationalisierung verbindet. Ihre Fehlerhaftigkeit verleiht der Maschine ein natürliches Moment, da ein grundsätzlicher Unschärfebereich zwischen der rationalen Struktur und ihrer Entsprechung existiert. Weniger der technische Fehler selbst als das generelle Unschärfemoment mag hier als Eingangsbild dazu dienen, Holzapfels künstlerisches Thema zu illustrieren: Seine plastischen, malerischen, photographischen und nun, erstmalig, seine druckgraphischen Arbeiten sind gekennzeichnet durch die Suche nach Bildern und Formen, die dem Nebeneinander von allgemeinen Rastern und individuellen Absprachen Ausdruck verleihen. Ein anderes Beispiel liefert die Diskrepanz zwischen unserem analogen Sehen und einer durch Bewegungsabläufe und Programme, Fahrpläne, Ampelschaltungen etc. geprägten Raumwahrnehmung.
Das dörfliche Wohngebiet Nakano Sakaue mitten in Tokio stand Pate bei der Titelgebung des vorliegenden Drucks. Durch diese Entscheidung schlägt Holzapfel eine Brücke zur japanischen Kultur, die seinem Interesse an Vorgaben und Abweichungen wesentlich näher kommt als beispielsweise die Utopien des Futurismus. Holzapfel, der mehrere Wochen in Tokio verbracht hat, ist fasziniert von dem organischen Charakter der Stadt, der sich in dem Nebeneinander von kleinen Wohnhäusern und Wolkenkratzer zeigt und, anders als bei uns, weniger auf einer umfassenden Stadtplanung als auf persönlichen Absprachen zwischen den betroffenen Geschäfts- und Privatleuten beruht. Auch zur japanischen Mangakultur lassen sich im Hinblick auf die industrielle Fertigung einerseits und der der Technik des Holzschnitts innewohnenden „mangelnden Perfektion“ anderseits Bezüge herstellen. Trotz extrem unterschiedlicher Themenwelten kann man auch in der künstlerischen Herangehensweise eine Verwandtschaft ausmachen: In beiden Fällen, bei der auf Stereotypen beruhenden japanischen Zeichensprache wie in den Bildfindungen Holzapfels, handelt es sich nicht um Abbildungen von etwas Gegebenem, sondern um den Versuch, symbolische, imaginäre Bildwelten zu erzeugen, in denen sich etwas Neues materialisiert.

E 425

Olaf Holzapfel

1969 geboren in Görlitz

 

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