Griffelkunst-Vereinigung Hamburg e.V.

<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>
<p>Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst</p>

Yvette Kießling bei der Arbeit an der Griffelkunst-Edition ©griffelkunst

<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>
<p>Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst</p>

Ausstellung von Peter Kogler im Kunstraum Seilerstraße ©griffelkunst

<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>
<p>Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst</p>

Prof. Hanns Schimansky und Studierende bei der Betrachtung von Graphiken an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee ©griffelkunst

<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>
<p>Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst</p>

Drucke von Anja Tchepets entstehen ©griffelkunst

<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>
<p>Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst</p>

Jonathan Meese signiert in der Seilerstraße, Hamburg ©griffelkunst

Sven Drühl

E_556_Sven_Drühl.jpg
E 556
E_557_Sven_Drühl.jpg
E 557

Lithographie

E 556
S.D.G.M., 2019
65,0 × 50,0 cm / 55,0 × 40,0 cm

E 557
S.D.C.G.T., 2019
65,0 × 50,0 cm / 55,0 × 40,0 cm

Papierqualität: 250 g/qm BFK Rives
Drucker: Tabor Presse, Berlin

Landschaften im Remix

von Stephanie Bunk

Mit Landschaftsmotiven im weiteren Sinne haben wir Ihnen den in Berlin lebenden Künstler Sven Drühl bereits 2011 mit einer Serie von Lithographien vorgestellt. Diese setzte sich aus drei Bergpanoramen und drei Aststrukturen zusammen und war Drühls erste Begegnung mit der Lithographie. Während seine großformatigen Gemälde in einer speziellen Technik aus Öl, Lack und Silikon entstehen und durch eine besondere Oberfläche beeindrucken, leben die Drucke allein von ihrer besonderen Farbigkeit und Struktur.

Die Werke von Sven Drühl beziehen sich seit nunmehr zwanzig Jahren stets auf die Kunstwerke anderer Künstler. Es handelt sich um Bilder über Bilder – sozusagen Abstraktionen zweiter Ordnung. Durch seine spezielle Technik entwickelt er aus dem bestehenden Bildfundus neue Landschafts- oder Architekturmotive, die alle Vorlagen, – egal aus welchem Jahrhundert sie stammen –, in seinen unverkennbaren Stil mit hohem Wiedererkennungswert zwingen. Auf diese Weise unterzieht er die ursprünglichen Bilder einer Art Neubewertung und Neuverortung im Sinne eines Remix.
Seit etwa fünf Jahren entsteht ein neuer Werkblock, der so etwas wie eine Inversion des bisherigen Schaffens darstellt. Mit den Lackbildern kehrt Sven Drühl den Blick um. Er bezieht sich nun nicht mehr etwa auf Ferdinand Hodler oder Caspar David Friedrich, das heißt auf Gemälde, die ihrerseits auf Naturanschauung basieren. Stattdessen tranformiert er nun als Ausgangsmaterial seiner Gemälde vielfach Photos von Künstlern wie Sebastiao Salgado oder auch Wolfgang Tillmans. Ergänzend verwendet Drühl auch Bildhintergründe von Computer Games. Große Blockbuster-Spiele sind
heute millionenschwere Großproduktionen, vergleichbar mit Hollywoodfilmen. Die in solchen Games gezeigten Landschaftshintergründe werden mit speziellen Programmen im Computer gerechnet. Von solchen Vektordateien (Texturen) ausgehend, übersetzt Drühl die Daten in extrem realistisch anmutende Malerei. Es entstehen Landschaftsgemälde, die sich eben genau nicht mehr auf eine reale Landschaft beziehen, sondern auf eine virtuelle. Die beiden nun entstandenen Einzelblätter von Sven Drühl basieren auf Gemälden dieser neuen Lackserie. Sie zeigen die zunächst gegensätzlichen Strukturen eines Bergmassivs und einer bewegten Wasseroberfläche, die an klassische Motive aus der Landschaftsmalerei erinnern. Doch beide Motive weisen auch verbindende Merkmale auf. Sie oszillieren zwischen den beiden extremen Naturgewalten, wie sie das Meer oder das Gebirge darstellen können. So meint man das eine Element im anderen erahnen zu können: die Wassermassen türmen sich zu Gipfeln auf, während das Bergmassiv im gleißenden Licht zu fließen scheint. Den oftmals metallischen Ton des von Drühl verwendeten Lackes findet man in den sonst eher zarten Pastelltönen der Lithographien wieder. So leuchtet der Berg (E 557) in einem Kupferton, während das Seestück (E 556) silbern anmutet. Die Metalltöne verleihen den Blättern einen leichten Glanz und eine zusätzliche Plastizität. Auch dem Himmel hat der Künstler unterschiedliche Texturen verliehen, indem er diesen Bereich bei einem Blatt gesprayt und bei dem anderen lasiert hat. Auf diese Weise sind zwei gegensätzliche und spannungsreiche Motive entstanden. Wenn Sie sich nicht zwischen Meer oder Gebirge entscheiden können, empfehlen wir Ihnen, beide Motive als Diptychon zu hängen!

A-Reihe, 344. Wahl, IV. Quartal 2011
Lithographien, 2011

1. SDWLW
65,5 x 50,5 cm / 51,5 x 42,0 cm
2. SDHH I
65,5 x 50,5 cm / 50,5 x 40,0 cm
3. SDHH (invers)
65,5 x 50,5 cm / 52,5 x 41,5 cm
4. SDHH II
50,5 x 65,5 cm / 41,5 x 51,5 cm
5. SDNN (Matterhorn)
50,5 x 65,5 cm / 40,0 x 49,5 cm
6. SDSB
50,0 x 65,5 cm / 40,5 x 52,0 cm

Papierqualität: 250 g/qm BFK Rives Bütten
Drucker: Tabor Presse, Berlin

Remix

von Karen Eliot

Die Werke von Sven Drühl zählen nach oberflächlicher Lesart zu der in sich widersprüchlichen Kategorie der zeitgenössischen Landschaftsmalerei. Bei intensiverer Betrachtung fällt jedoch auf, dass sie so unterschiedliche Bereiche wie mathematische Kombinatorik, Konzept- und serielle Kunst sowie Appropriation Art vereinen. Drühl generiert nicht etwa Landschaftsfragmente per Mouseclick aus vorgefertigten Computerrastern oder filmt das Hochgebirge, um es hinterher am Rechner zu manipulieren – nein – er sampelt eher altmodisch und zugleich sehr viel direkter, indem er auf den Fundus der Historie zurückgreift. Er verwendet bereits bestehende Gemälde der Kunstgeschichte und aktueller Kunst, so entstehen Remixe nach Motiven von Caspar David Friedrich und Joseph Anton Koch, aber auch von Eberhard Havekost oder Rowena Dring. Die Technik von Drühls Gemälden ist äußerst ungewöhnlich: Die Lineatur besteht aus Silikon, die Flächen aus ineinander fließenden Lacken und pastoser Ölfarbe.
Das serielle Moment liegt darin begründet, dass in Drühls unterschiedlichen Bilderserien immer wieder die gleichen Motivfragmente Verwendung finden: Berge von Felix Bürgers, Blumen von Ferdinand Hodler oder Bäume von Iwan Schischkin – sie bilden die Basis für den permutativen Zyklus, der um Variation und Innovation kreist und romantisch geprägte Naturentwürfe genauso hinterfragt wie postmoderne Zitatenkultur.

Die Gemälde der Undead-Serie (seit 2006) sind monochrom schwarz. Die Motive sind lediglich durch die Silikon-Lineatur auszumachen und die gesamte Tiefenwirkung entsteht durch den Duktus des dicken Ölfarbauftrags. Je nach Lichteinfall und Betrachterstandort sind unterschiedliche Elemente der Motive beleuchtet und somit akzentuiert. Schreitet der Betrachter an den Gemälden entlang, verändert sich der Bildeindruck mit jedem Schritt, es entsteht ein düsteres Vexierbild, das einerseits in der Tradition der Landschaftsmalerei und andererseits in der Tradition der schwarzen Gemälde von Robert Rauschenberg bis Gary Hume steht.

Für die griffelkunst-Edition hat Drühl nun erstmals Lithographien nach Motiven bzw. Motivfragmenten aus bestehenden Gemälden umgesetzt. Die Lineatur dient hierbei (wie bei den Gemälden) weitgehend als kompositorisches Gerüst, so dass sich z.B. die Bergmotive lediglich durch leichte Schraffuren ausbilden. Bei den Ast-Motiven dagegen spielt das gestische Moment ein große Rolle, so muten etwa die Himmelstrukturen oder in der Invertierung die Aststrukturen beinahe informell an und verweisen so auf das Prinzip des Zufalls, das auch in Drühls Lackbildern zum Tragen kommt.

344 A1
344 A2
344 A3
344 A4
344 A5
344 A6

Sven Drühl

geboren 1968 in Nassau an der Lahn, lebt und arbeitet in Berlin. Von 1991–96 studierte er Kunst und Mathematik an der Universität-Gesamthochschule
Essen. Als Kunstwissenschaftler promovierte er 2005. Zahlreiche Publikationen, Lehrtätigkeiten, Stipendien und Ausstellungen folgten, u.a. folgende Einzelausstellungen:
2016 Simulationen. Landschaft jenseits der Wirklichkeit, Haus am Waldsee, Berlin; 2018 Mash-up, Kunstverein Coburg und 2019 New Paintings, CONRADS, Düsseldorf

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